Nach einem angenehmen Flug landeten wir gegen 22:30 Uhr in der zweitgrößten Stadt Ecuadors, Guayaquil. Noch fix zwei neue Telefonkarten von Claro gekauft, rein ins Uber-Taxi und ab zum YU Smarthotel. Die junge englisch-sprechende Crew war sehr zuvorkommend und so konnten wir für unseren Abstecher auf die Galapagosinseln zwei Taschen für die kommenden acht Tage unterstellen. So war das Reisen wesentlich einfacher. Nach einer doch recht kurzen Nacht starteten wir nach einem kleinen Frühstück wieder zum Flughafen (mit Uber natürlich). Wir wollten pünktlich dort sein, da für die Galapagosinseln weitere Einreiseprozeduren erforderlich sind. Im Flughafengebäude gibt es neben den Check-In Schaltern eine spezielle Warteschlange. Dort erkauft man sich für 20 Dollar pro Person (auch für Kinder) eine Migrationskarte. Dies stellt eine Art Visum für die Einreise dar. Ecuador kontrolliert auf diese Weise den Zufluss von Menschen auf die Inseln. Nach Erhalt der Unterlagen werden die Gepäckstücke durch einen Scanner geschickt und nach verbotenen Dingen (v.a. Lebensmittel) durchleuchtet. Danach konnten wir unsere Rucksäcke normal aufgeben und die Verschnaufpause für einen Kaffee nutzen und die SIM-Karten aktivieren. Zumindest haben wir uns den letzten Teil so gedacht. Nach etlichen kläglichen Versuchen (wir stecken immer noch im Spanisch Beginnerlevel) , steckten wir leicht genervt die Telefone weg und trotteten zum Flugzeug. Danach ging es mit der Airline TAME auf die Insel Baltra, wo einer von zwei Flughäfen beheimatet ist. Theoretisch dauert der Flug von etwa 1000 km knapp 2 Stunden. Wir mussten uns jedoch etwas länger gedulden. Ganz gespannt auf den Landeanflug, wunderten wir uns, warum der Kapitän die Maschine nicht aufsetzte, sondern stattdessen wieder in die Lüfte zog. Leichte Verunsicherung bei den Passagieren bis wir nach ein paar Minuten aufgeklärt wurden, dass der Wind zu stark war. Also Anlauf Nummer zwei nach nochmaligem Umkreisen der Insel. Und Gott sei Dank, diesmal klappte es. Achja, und vor der Landung sprühten die Stewardessen die Handgepäckstücke mit sagen wir mal Desinfektionsmittel ein.
Santa Cruz Island
Nach Betreten des turnhallenähnlichen Gebäudes stellten wir uns brav in der nächsten Reihe an und mussten 100 Dollar pro Person (Kinder die Hälfte) Eintritt für den Nationalpark bezahlen. Laut Beschreibungen kommt das Geld den Inseln zu Gute. Bei einem Gespräch mit einer deutschen Ökologin auf der Insel wurde jedoch schnell klar, dass dies nur zu einem Bruchteil zutrifft. Schade eigentlich. Danach warteten wir auf unser Gepäck. Dieses wurde von Spürhunden bestiegen und “aussortiert”. Puh, wir hatten Glück. Bei uns gab es wohl keine gefährlichen Gerüche (Stichwort “Keksaffäre” auf der Busfahrt von San José nach Managua).
Also ab zum Bustransfer (neben laufen die einzige Möglichkeit) bis zum Kanal Itabaca. Hier löhnten wir weitere 12,50 Dollar für 9 (!) Minuten Busfahrt. Das Gepäck wurde auf eine kleine Fähre geschickt auf dem Dach verstaut und mit uns auf die andere Seite befördert. Natürlich nochmal 3 Dollar für das “Wassertaxi”. Nun schnappten wir die Rucksäcke, liefen zum nächsten öffentlichen Bus und fuhren eine Stunde in die Hafenstadt Puerto Ayora. Im Übrigen wieder 10 Dollar Transportkosten. Meik war langsam schlecht gelaunt, über die sich häufenden, unumgänglichen Ausgaben.
Nach der doch aufwändigen Anreise und einem jammernden hungrigen Kind suchten wir als erstes etwas zu essen. Hier bietet sich wie in ganz Ecuador das kostengünstige Almuerzo an. Kurz erklärt: Futtern wie bei Muddern. 🙂 Die Mahlzeit besteht aus Vorspeise (meist eine Suppe), ein Hauptgericht (meist Reis mit Fisch oder Fleisch) und einer Nachspeise (bei uns war es Wackelpudding). Dazu ein Glas frischer Saft. Das Ganze mit 4,50 Dollar pro Person sogar als Inselpreis recht akzeptabel und lecker. Bis auf den Seifengeschmack des Korianders in den meisten Gerichten. Meik mag es. Danach suchten wir einen Handyshop auf. Nach kurzer Suche wurden wir fündig. Es stellte sich heraus, dass die SIM-Karten nur durch Einheimische aktiviert werden können. Jetzt war uns alles klar. Könnte man auch einfach auf die Verpackung schreiben. Gestärkt und wieder online schlürften wir zu unserer Unterkunft “Galapagos Best Hostel”.
Am nächsten Morgen gab es ein Frühstück mit Croissant und Spiegelei (von der Hostel-Muddi). Rucksäcke aufsatteln und ab zum Hafen um zur größten Insel “Isla Isabela” 2 Stunden über den Südpazifik zu springen. “Juhu”. Seit 2018 muss jeder Tourist übrigens eine vorgebuchte Unterkunft vorweisen um überhaupt auf die Inseln zu gelangen. Am Hafen angekommen suchten wir einen Ticketshop für die Überfahrt auf (davon gibt es unzählige), löhnten 130 Dollar (hin und zurück), stellten unsere Backpacks unter und besichtigten bis zur Abfahrt der Fähre die Charles Darwin Research Station. Nach einem Fußmarsch von zwei Kilometern wurden wir freundlich von einem Mitarbeiter eingewiesen. Die Forschungsstation hat sich der laufenden Erforschung und Erhaltung der Ökosysteme von Festland und Unterwasserwelt verschworen. Wir schlenderten einen angelegten Pfad mit Informationstafeln entlang. Beim Anblick der ersten großen Galapagos- Schildkröten war nicht nur Mika sichtlich beeindruckt. In einem kleinen Museumsraum konnte sogar die bekannte, im Jahr 2012 verstorbene, Schildkröte “Lonesome George” bewundert werden. Sie wurde etwa 100 Jahre alt und war vermutlich das letzte Individuum seiner Unterart. Insgesamt ist es sehr faszinierend wieviele Arten von Galapagosschildkröten es doch gibt.
Isla Isabela
Nach dem Ausflug liefen wir zurück zum Hafen von Puerto Ayora und warteten auf unser Boot. Nach einer weiteren Gepäckkontrolle bestiegen wir ein Wassertaxi welches uns zu unsere “Fähre” brachte (wie immer 2 Dollar fürs Wassertaxi). Die vermeintliche Fähre entpuppte sich als kleines Speedboot. Gut, dass wir uns zur Sicherheit Sirup gegen Reiseübelkeit verabreicht hatten. Trotzdem stierten wir den Horizont an um kein Fischfutter zu produzieren. Auf den Wellen springend, erreichten wir nach 2-stündiger Überfahrt Puerto Villamil.
Hier werden wir gleich von Seelöwen, Pelikanen und Echsen begrüßt, die dort einfach so herumliegen. Ein fader Beigeschmack ist die weitere Zahlung der Municipal Tax von 25 Dollar für uns drei. Puerto Villamil wirkt gleich zu Beginn total verschlafen und dadurch sehr einladend. Wir sparen uns das Taxigeld und laufen über die Sandstraße zu unserer Unterkunft “La Jungla” (im Spanischen klingt alles viel geiler) am Ende des Dorfes mit grandiosem Meerblick. Dabei inspizieren wir die ganzen Bauvorhaben und Restaurants, welche etwa dreimal so teuer sind wie auf dem Festland. Die Unterkunft ist sehr einfach, aber völlig ausreichend. Leider fehlt jedoch jegliches Herzblut und Eigeninitiative. Hier könnte man ein so schönes Paradies schaffen. Ich gehe davon aus das die Betreiber sich denken, dass die Touristen trotz allem kommen und den Preis bezahlen. Nach einer kurzen Orientierung zogen wir zum Marktplatz um uns mit ein paar Grundnahrungsmitteln einzudecken.
Am folgenden Tag erkundeten wir einen langen Holzweg, der durch eine Lagune mit Mangroven und Sumpfgebiet führte. Hier erspähten wir exotische Vögel und Flamingos. Am Ende des Weges gelangten wir zur Schildkröten-Aufzuchtstation Arnaldo Tupiza. Mithilfe dieser Einrichtung ist es gelungen, den Bestand der Riesenschildkröten zu vergrößern. Den Tag ließen wir am riesigen Sandstrand ausklingen und beobachteten dabei die vielen Echsen, Leguane und Roten Klippenkrabben. Einen weiteren Ausflug ist die Concha de Perla wert, direkt neben dem Hafen. Hier überquerten wir (im wahrsten Sinne des Wortes) etliche Seelöwen, welche sich auf dem Steg aalten (soviel dazu, dass man 2m Abstand halten soll). Am Ende des Holzweges kann man im Meer schnorcheln gehen. Die Wassertemperatur hat es in sich (der kalte Humboldstrom ist schuld). Wem es möglich ist, bringt sich einen Neoprenanzug mit. Doch die Überwindung ist es allemal wert. Es ist ein Erlebnis mit Seelöwen und Riesenmeeresschildkröten zu schnorcheln. Diesen Spot hielten wir für unseren letzten Tag gleich nochmal fest.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Muro de las Lagrimas (Mauer der Tränen). Hierfür mieteten wir uns ein Fahrrad im Ort, denn die insgesamt 12 km wollten wir bei der Äquatorhitze nicht zu Fuß bewältigen. Der Weg führt zuerst am weißen Sandstrand entlang, vorbei an einem Friedhof. Im Hinterland sind rechts und links vom Weg kleine Strandabschnitte und Aussichtsplattformen, wie zum Beispiel Lavatunnel zu bestaunen. Bei der Mauer angekommen gibt es die Möglichkeit einer Wanderung zum Aussichtspunkt Cerro Ochilla mit toller Rundumsicht. Gebaut wurde die Mauer von Häftlingen unter menschenverachteten Bedingungen in einer Strafkolonie. Einen Zweck besaß sie nicht, es war eher Schikane. 1959 (ist noch nicht wirklich lange her) kam es zu einem Aufstand und einem Massenausbruch. Das Gefängnis wurde geschlossen und der Nationalpark gegründet.
Weitere Sehenswürdigkeiten von Isabela sind der Vulkan Sierra Negra und das vorgelagerte Archipel Tintoreras zum Schnorcheln. Beide Orte sind allerdings sehr kostenintensiv. Somit entschieden wir uns noch einen Strandtag einzulegen, genossen die Sonne, bauten eine Kleckerburg und inspizierten die riesige Vögelvielfalt.
Dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen und am nächsten Morgen um 6:00 Uhr die Fähre zurück nach Santa Cruz zu nehmen. Natürlich wieder eine Kontrolle des Gepäcks, dass meine Schuhe sauber und keine frischen Lebensmittel in meinem Rucksack versteckt sind. Auch die Rückfahrt mit reichlich Wellen überstanden wir ohne Zwischenfall. Nach der Ankunft fix das Gepäck ins Hostel “El Paraiso” geschmissen und beim nahegelegenen Bäcker ein kleines Frühstück mit Keksen gegönnt. Als letzten Ausflug nutzten wir am Hafen ein Wassertaxi um auf “die andere Seite” zu gelangen. Dort besuchten wir nach einem kurzen Fußmarsch “Las Grietas”. Eine kleine klare Badeoase zwischen riesigen Felsen (leider auch gut besucht). Hier wagte Mika seinen ersten “Todessprung” vom Steg aus 2 Meter Höhe. Klasse gemacht kleiner Mann!
Nach einer letzten erholsamen Nacht schnürrten wir morgens 6:30Uhr unsere Rücksäcke und liefen 20 Minuten zum zentralen Busbahnhof um uns auf den Rückflug nach Guayaquil zu machen. Wir durchliefen die ganze Prozedur wie auf dem Hinweg und waren am späten Nachmittag zurück im YU Smarthotel auf dem Festland.
Fazit
Die Zeit schreitet auch auf den Galapagosinseln voran. Mir ist bewusst, dass versucht werden muss das Ökosystem aufrecht zu erhalten und zu schützen, sowie die Inseln als etwas Besonderes und Außergewöhnliches zu sehen. Ob jedoch die Preiserhöhung sämtlicher Unterkünfte, der Transporte und der Ausflüge das Ziel erreicht, lasse ich mal dahingestellt (nicht zu vergessen der sinnlose Kunstrasen auf dem Marktplatz auf Isabela). Zumindest wenn nicht mindestens Teilbeträge davon in das Inselreich und dessen Erhaltung fließen. Dafür jagt man noch mehr Kreuzfahrtschiffe für horrende Preise über das Archipel. Nach einigen Gesprächen fanden wir heraus, dass sich alle Kosten seit 2-3 Jahren mindestens verdoppelt haben. So war zum Beispiel der Bustransport vom Flughafen vor einem Jahr noch kostenfrei. Wer mitgerechnet hat, stellt fest, dass wir allein für die Einreise und die Transporte auf den Inseln 526 Dollar bezahlt haben. Den Touristen bleibt keine andere Wahl als zu zahlen. Sehr schade. Zumal vor Reisebeginn nicht ersichtlich ist, dass alles extra kostet. Trotz allem bleiben die Inseln ein absolutes Highlight mit enormer außergewöhnlicher Tiervielfalt. Sehr viel lässt sich auch auf eigene Faust erkunden und entdecken. Als reinen Urlaub hätten wir bestimmt auch noch eine der Touren gebucht (oder eine weitere Insel besucht). Jedoch denke ich, dass wir auf unserer Reise noch in den Genuss kommen mit Haien und Rochen zu schnorcheln.
Jetzt kümmern wir uns um die Herausgabe unserer Giraffe am Hafen von Manta um mit unserem rollenden zu Hause für die nächsten Monate das Festland Südamerikas unsicher zu machen. Es bleibt also spannend!
Wirklich spektakulär, aber auch spektakulär teuer😯Vermute aber es hat sich trotzdem gelohnt 👍
Wenn die Reise weiter so kostenintensiv ist, müsst ihr Beide euch noch Nebenjobs suchen😉🙋♀️