Nachdem wir den wunderschönen Cotopaxi Nationalpark ein paar Tage hautnah genossen hatten, fuhren wir ein Stück weiter Richtung Latacunga um rechtzeitig nach El Chaupi abzubiegen. Meik wollte hier die Besteigung des technisch unschwierigen Illiniza Norte (5126m) angehen und seine persönliche 5000er Marke knacken. Unschwierig in dem Sinne, dass kein besonderes Equipment dafür notwendig ist. Wir tuckerten (Diesel Diesel olé) Richtung Berg und Illinizas Ecological Reserve (so der Name des Nationalparks) um dort einen Stellplatz zu beziehen. Direkt vor der Registrierungsstelle stoppte uns eine holprige und vor allem steile Flußüberquerung. Die Anfahrten zu den Bergen hier sind wirklich unfassbar schlecht. Nach längerer Inspizierung entschieden wir uns schließlich umzudrehen. Wir versuchten noch einen alternativen Weg, traten aber auch hier den Rückzug an. Im beschaulichen El Chaupi fanden wir spontan mit dem Café Hostal Andes Alpes eine Unterkunft für uns und die Giraffe. Von hier startete Meik tags darauf seine Tour mit einem 4×4 Taxi. Dies erwies sich als richtige Entscheidung, da die Straße zum Einstieg des Hikes an mehreren Stellen für unsere Giraffe unpassierbar war. Ein Umdrehen wäre zudem schwierig geworden. Mika und ich machten uns derweil einen gemütlichen Tag mit Netflix, Sport und Bestaunen lassen von den Einheimischen.
Schon am frühen Nachmittag kehrte Meik mit seinem Gipfelerfolg zurück. Nach etwas Kaffee und Kuchen (selbstgebacken im Schnellkochtopf – vielen Dank an Marina und Matthias) fuhren wir noch weiter südwärts um einen gelasseneren Stellplatz anzuvisieren. Für die nächsten Tage fanden wir eine Wohlfühloase bei einem Schweizer im Cuello de Luna, nahe Latacunga. Dieser besaß mit seinem Vater ein kleines Hotel mit angrenzendem Tierparadies mit viel Platz für Camper. Hier hatte Mika unter anderem seinem Spaß mit zwei großen Bernhardiner Hunden, Mamapferd mit ihrem 2 Wochen alten Fohlen und einer Horde Truthähnen (boah sind die hässlich). Achja, und die Kuh freute sich jeden Tag über unseren Biomüll indem sie immer ein lautes „Muhhhhhh“ von sich gab. Gern geschehen Sieglinde.
Am nächsten Tag erledigten wir in der Stadt ein paar Einkäufe und Mika suchte sich seinen Geburtstagskuchen für den kommenden Tag aus. Seinen Geburtstag starteten wir nach einer kalten Nacht mit einem gemütlichen Frühstück mit Schokoschock (oder nennen wir es Kuchen) und Geschenküberraschung. Danach erkundeten wir eine Kartbahn (leider nicht für kleine Kinder) und beobachteten die Rennfahrer beim Training. Ein nahegelegener Spielplatz mit Labyrinth ließ die Freude wieder steigen. Zum Tagesausklang gab es nach Empfehlung von Adrian noch lecker Pizza in einem Restaurant in der Nähe. Alles in allem ein gelungener Tag mit freudigem Mika.
Am nächsten Vormittag verabschiedeten wir uns mit einem tränenden Auge. Noch fix ein Ölwechsel inklusive Ölfilter und Ersatzfilter für 28 Dollar im nächsten Dorf in der Werkstatt des Vertrauens unseres Hosts und schon konnte es Richtung Quilotoa Lagune losgehen. Nach einer holprigen Anfahrt (vor allem im letzten Teil) erreichten wir den Aussichtspunkt Shalala an der traumhaften Lagune auf rund 3700m. Von hier aus wanderten wir eine Stunde zum nahegelegenen Gipfel des westlichsten Vulkans Ecuadors und genossen die Aussicht auf die blau schimmernde beeindruckende Lagune und das Umland. Eine ganze Umrundung ist leider wieder sehr lang und anstrengend (für Mika).
Nach einer ruhigen und erneut kalten Nacht verließen wir die Lagune und steuerten mit dem Nationalpark Chimborazo ein weiteres Highlight auf unserer Reise an. Wir fanden bei Riobamba einen gemütlichen Stellplatz bei Juan und seiner Finca „Castillo de Altura“. Die kleine herzliche Familie hat hier einen liebevollen Ort für Overlander geschaffen. Neben frischer warmer Kuhmilch gibt es super schnelles Internet und eine heiße Dusche. So entschieden wir uns direkt zwei Tage zu bleiben und den 2. Advent entspannt zu genießen.
Am nächsten Morgen quälten wir unsere Giraffe auf 4800m auf den Parkplatz des Refugio Hermanos Carrel am Chimborazo – mit 6268m der höchste Berg des Landes und übrigens der am weitesten entfernte Ort vom Mittelpunkt der Erde (2 Km mehr als der Mount Everest). Auf jeden Fall abgefahren was alles so aus einem Auspuff kommen kann (Hashtag #SaveThePlanet – sorry). Nun stiefelten wir los, zum Edward Whymper Refugio auf 5000m bei purem Sonnenschein. Durch den Schnee hatte auch Mika seinem Spaß. Nach überschaubaren 40 Minuten war es schon geschafft. Wuhuuu, neuer Höhenrekord für Mika und mich. Noch ein Stück weiter gab es eine Mini Lagune und ich wollte auf 5100m anschlagen. Der Höhenmeter zeigte trotz Stein leider nur 5099m an, aber auch gut. Nach einem kurzen Rundumblick und leider einer Wolkendecke vor dem Gipfel marschierten wir zurück.
Nach unserer guten Höhenaklimmation gönnten wir der Giraffe endlich eine Verschnaufpause und rollten hinunter in das Städtchen Baños de Agua Santa auf „nur“ 1800m. Im grünen Umland packten wir endlich wieder unsere kurzen Hosen aus und genossen bei Montano Camping den Blick auf den Tungurahua Vulkan (5016m). Ein super beeindruckender Stratovulkan der darüber hinaus auch extrem aktiv ist. Vor ein paar Jahren ging er durch die Presse da er eine Unmenge an Lava spuckte und die gesamte Stadt (über 20.000 Menschen) evakuiert werden musste. Wie das wohl aus der Nähe ausgesehen haben muss? In Baños sind dem Abenteurerdrang auf jeden Fall wenig Grenzen gesetzt. Von Wandertouren über Ziplining und Paragliding gibt es eine Menge Adrenalin zu erleben. Wir fuhren zum berüchtigten Wasserfall El Pailon de Diablo. Aber Achtung: Spritzgefahr. Nach einer kleinen Wanderung gelangten wir direkt zum 80m hinabstürzenden Wasserfall. Sehr sehenswert! Mittlerweile gibt es übrigens zwei Eingänge dort, die beide getrennt bezahlt werden wollen. War ja klar. Anschließend besuchten wir nach einer serpentinreichen Fahrt bergauf das kleine Gartenparadies Casa de Arbol. Hier gibt es vier Riesenschaukeln am Ende der Welt (und über dem Abhang) und eine Seilrutsche neben einer parkähnlichen hübschen Anlage. Das Original ist absolut empfehlenswert und sorgt für Spaß bei Groß und Klein.
Um endlich etwas voranzukommen, bogen wir am nächsten Tag wieder auf die Panamericana ein und fuhren rund 4h nach Guamote. Ein kleines Andendorf im traditionellen Stil. Wir parkten die Giraffe direkt gegenüber vom Hotel „Chuza Longa Home“ und gönnten uns noch eine Dusche. Der darauffolgende Donnerstag war nämlich das eigentliche Ziel, da jede Woche Donnerstags großer Markt in der Stadt ist. Etwas außerhalb bestaunten wir zuerst den für uns ungewohnten Tiermarkt und das fröhliche Treiben. In kleinen Gruppen standen die Einheimischen und diskutierten und verhandelten über Preise von Eseln und Pferden. Noch mehr Andrang gab es bei den Hühnern und Meerschweinchen. Diese werden hier eher weniger als Haustiere gehalten, sondern gelten als Delikatesse. Igitt. Mein Tierherz blutete beim Verstauen der armen Tierchen in Säcken. Vorher wurde immer noch das Geschlecht kontrolliert und das Tier nach Sauberkeit inspiziert. Auch Mika wollte gern zwanzig Meerschweinchen kaufen um sie zu retten. Für das Mittag wurde auf diesem Markt auch gesorgt. Am Eingang gab es frisch gegrillte Hühnerfüße. Igitt zum Zweiten und der Hunger war damit auch erstmal verschwunden. Zurück ging es ins Zentrum. Hier gab es in jeder Gasse Stände mit diversen Dingen. Von Second Hand bis neuen Adidas Klamotten (bestimmt echt) über Elektronikartikel konnte so ziemlich alles erworben werden was das Herz begehrt. Leider gab es keine traditionelle Kleidung zu kaufen. Schade. Hier hätten wir gern zugeschlagen. Hierfür empfehlen wir auf jeden Fall den markt in Otavalo. Am Mercado Centrale gab es leckeres frisches Obst und Gemüse für kleines Geld zu ergattern. Diese Chance nutzten wir. Gerade Erdbeeren und Papaya haben es uns angetan (also Zweiteres eher nur mir). An den Ständen mit den Schweineköpfen und gegrillten Schweinefüßen gingen wir eher wieder zügig vorbei. Igitt zum Dritten.
Nach vielen neuen Eindrücken im Marktleben fuhren wir weiter südwärts nach Alausi. Hier startet die berühmte Zugfahrt entlang tiefer Schluchten bis zur „Teufelsnase“ im Zick Zack den Berg hinauf. Jedoch konnten wir keinen Blick erhaschen. Zu einem war die Abfahrtzeit des Zuges vorüber bzw. die nächste Fahrt erst später und so wichtig war es uns dann auch nicht, nachdem wir vergeblich einen Aussichtspunkt gesucht hatten. Also nutzten wir die Zeit um die Stadt Cuenca zu erreichen. Bei Casa Looma View mit dem Eigentümer Pablo (spanischer Anwalt) fanden wir ein ruhiges Plätzchen fern ab von allem Stadttrubel. Wir gönnten uns einen Tag Fahrpause und entspannten neben den Gänsen mit Sport und Nichtstun.
Am Tag der Abfahrt suchten wir eine Shopping-Mall auf. Auch hier scheinen die Menschen im Weihnachtsfieber zu sein. Alles voll und lange Schlangen. Danach besichtigten wir die Altstadt. Übrigens UNESCO Weltkulturerbe. Das Städtchen hat Charme! Einige Geschäfte. Imposante Kirchen. Am Mercado 9 de Octubre gab es auf zwei Etagen wieder einheimisches Flair. Oben hausgemachtes Essen von Mutti neben Obst und Gemüseständen. Im Untergeschoss frisches Fleisch inklusive Anschauungsobjekt. Bäääähhhh. Nach einem kleinen Stadtbummel gab es noch einen leckeren Café para llevar (Coffee to go) bevor wir erneut den Motor der Giraffe starteten um Richtung Peruanischer Grenze zu fahren. An einer 24h Tankstelle fanden wir ein sicheres Plätzchen bevor das Abenteuer Grenzübertritt begann. Es bleibt also spannend am ersten Grenzübertritt mit der Giraffe.
Ecuador – ein kurzes Fazit
Mit guten 8 Wochen fiel der Aufenthalt in diesem Land viel länger aus als gedacht. Damit haben wir nicht gerechnet. Wir sind fasziniert von der Vielfalt des kleinen Andenlandes. An der Küste gab es ein paar nette Fleckchen Erde. Jedoch haben wir unser Herz eher in den Bergen verloren. Wahnsinn was Mutter Natur geschaffen hat. Hier werden wir mit Sicherheit nochmal mit Bergsteigerequipment einfallen. Die meisten Menschen hier sind einfach nur herzlich und sehr hilfsbereit. Wir können auch nichts Negatives berichten in Bezug auf Korruption und Diebstahl. Alle Polizeikontrollen verliefen unkompliziert oder wir wurden direkt durchgewunken. An unseren ausgewählten Orten haben wir uns stets sicher gefühlt. Allerdings haben wir auch oft kostenpflichtige Stellplätze angepeilt oder eben ab vom Schuss gestanden. Touristen sind eher auch noch sporadisch anzutreffen, sodass die volle Kultur des Landes auf einem wirken kann. Ich würde das Land als sehr multikulturell beschreiben, da doch der ein oder anderer Auswanderer hier sein Domizil gefunden hat. 5 Sterne! We like!
Super tolle beeindruckende Bilder👍
Ist sicher ein spannendes Land…für Youngster😉
Meerschweinchen sind mir als Haustiere auch lieber😣
Ich wünsche euch viel Spaß und sichere Berge in Peru🗻🙋♀️